AUF EMPFANG
Über den Umgang mit Bildern.
Wir sind alle, bewusst oder unbewusst täglich „auf Empfang“: Unsere Aufmerksamkeit ist, mehr oder weniger intensiv, stets auf „on“ gestellt. Sicher war, vor Tausenden von Jahren, dieser Zustand überlebensnotwendig. Unser heutiges Leben erlaubt es, selektiv wahrzunehmen. Aber selbst wenn wir wählen, z.B.in den Medien unserer Wahl, also im Bereich TV oder beim Besuch im Kino oder in Ausstellungen, bei Besuchen in anderer Umgebung, – die bewusste Wahrnehmung entzieht sich weitgehend und unmerklich unserer Aufmerksamkeit. Falls wir lange genug „auf Empfang“ sind, schalten wir einfach ab, wie es so schön und so typisch heißt. Erst Recht dann, wenn wir auf das, was wir empfangen, keinen Einfluss haben, also in der Routine des Alltags, wo die Außenwelt natürlich auch immer, wenn auch mit Banalem „auf Sendung“ ist. Ja selbst im Schlaf sind wir, ob wir wollen oder nicht, ob wir uns erinnern können oder nicht, den Sendungen unserer Träume ausgeliefert. Um es kurz zu machen:
Millionen Bilder erreichen uns, eine Dimension, die übrigens stetig wächst und für Kreative unserer Zeit eine zugleich großartige wie schwierige Aufgabe stellt: Selektion!
Ganz gleich ob der Kreative diesen Umstand als Segen empfindet, indem er seine Gestaltung aus der Dimension der Eindrücke ableitet, oder ob er, aus Protest über den Überfluss, in seinem höchst privatem und geschütztem Archiv nach einem ebenso nicht „von außen“ kommenden Motiv sucht.
Wie auch immer:
Die Entstehung eines Bildes ist ein bewusster Vorgang, der die millionenfache Sendung aus der Umwelt zu einer wahrlich selektiven und einmaligen Sendung macht. Diese Deutung lässt sich im Übrigen nicht nur auf denjenigen beziehen, unter dessen Regie das Bild entsteht. Es lässt sich genauso auf den Betrachter beziehen, dem das Bild, in einer Ausstellung, einem Katalog, vielleicht zu Hause an der Wand begegnet: Jedes Bild hat die bewundernswerte Eigenschaft, bewusst in einen Dialog mit ihm zu treten. Das einzige, was der Betrachter dabei tun muss: Er muss sich auf diesen Dialog einlassen. Ein Vorgang der im Umgang und der Verarbeitung der heutigen Flut von Bildern ein Wunder und zugleich Erholung und außerdem den Wert und den Sinn der Kunst von heute zeitgemäß repräsentiert.